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Susanne im Umzug hinter unserem Ferienhaus in Friesland

SUSANNES JUGEND IN HÚNS

Da waren wir; wir fünf in einem Renault Dauphine von Haarlem zu unserem Ferienhaus in Friesland. Vater und Mutter vorne. Und ich mit meinen beiden großen Brüdern hinten. Als wir uns dem Viadukt bei Winsum näherten, spielten wir immer das gleiche Spiel: Wer wird als erster die Húns-Mühle sehen?

OHNE DUSCHE ODER WC

Jeden Sommer verbrachten wir sieben Wochen in dem kleinen Ferienhaus in Húns. Diese Wochen waren mehr wie Camping als jetzt. Wir mussten mit Gasflaschen kochen und heißes Wasser herstellen. Und es gab weder Dusche noch Toilette.

Wir fünf teilten uns eine kleine Chemietoilette, die mein Vater mehrmals pro Woche auf einer Mülldeponie im Dorf Baard leeren musste. Der große Topf voller Exkremente wurde vorsichtig in den alten Dauphientje gestellt und dann tuckerte mein Vater sehr vorsichtig zu Baard, ohne etwas zu verschütten. Das muss im Auto so gut gerochen haben, besonders an einem so schwülen Sommertag.

Anstelle einer Dusche hatten wir eine Badewanne. Am Ende des Tages – als meine Brüder und ich schmutzig vom Spielen waren – wurden wir in einer großen Wanne gewaschen.

Können Sie mich übrigens auf dem Foto sehen, wie ich hinter das Fenster schaue?

Kindheitsfoto unseres Ferienhauses in Friesland
Illustration eines Pompebles
Altes Foto unseres Ferienhauses in Friesland

PRAKTISCHER PAPA

Illustration eines Pompebles

Nach einigen Jahren beschloss mein Vater, im alten Schafstall eine Toilette zu bauen. Er grub im Hinterhof eine große Grube, in der alles ordentlich untergebracht war. Das überschüssige Wasser floss dann in den Graben hinter unserem Haus. Mein Vater hatte etwas Pech. Weil er im Sommer das Loch graben wollte, regnete es wochenlang. Er hatte ein Zelt aufgebaut, um möglichst trocken arbeiten zu können.

 

Erst dann kam die steinerne Erweiterung. Der einen hölzernen Hauswirtschaftsraum ersetzte. Mein Vater hat im Anbau eine richtige Dusche und eine richtige Toilette gebaut. Das war eine Party! Es dauerte mehrere Jahre, bis eine Zentralheizung installiert wurde.

Pake und Beppe im Vorgarten unseres Ferienhauses

PAKE UND BEPPE

Die Eltern meiner Mutter wurden in Mantgum und Akrum geboren. Zwei Dörfer in der Nähe von Húns. Meine Großeltern fanden es großartig, dass ihre Tochter nun ein kleines Ferienhaus in Friesland in der Nähe ihres alten Geburtsortes hatte. Pake und Beppe besuchten regelmäßig ihre Tochter und Enkelkinder.

 

Meine Brüder und ich haben diese Sommerwochen gut überstanden. Wir hatten viel Spaß. Wir spielten mit den Dorfkindern auf dem Feld, sprangen mit der Stange über Gräben, radelten zum Supermarkt in Winsum, um Süßigkeiten zu kaufen, und natürlich fuhren wir oft mit dem Boot segeln.

Illustration eines Pompebles

BOOT

Manchmal fuhren wir zum Viadukt unter der Westergowei. Wir machten ein Feuer unter dem Viadukt und rösteten Kartoffeln.

Meine Brüder und ich gingen oft im Freibad von Menaldum schwimmen. Wenn wir abgeholt werden wollten, riefen wir vom Schwimmbad aus immer unseren Nachbarn in Húns an. Meine Eltern hatten noch keinen Telefonanschluss. Dann kam der Nachbar, um meine Eltern zu warnen, dass die Kinder abgeholt werden wollten.

Illustration eines Pompebles
Segeln auf einem Boot auf der Bolswardertrekvaart
Susanne mit Kranz nach gewonnenem Kaatsspiel
Illustration eines Pompebles

VOLKSFEST

Jedes Jahr fand im Dorf ein Jahrmarkt statt; die Marke. Darauf konnte man sich wirklich freuen. In den Wochen vor der Marke haben wir oft Heitje als Hausarbeit gemacht. Damit wir genug Geld hatten, um es auf der Messe auszugeben. Die Marke verfügte über ein Karussell, das abends in eine Schaukel verwandelt wurde. Es gab auch einen Schießstand und ein Seilziehzelt. Außerdem fanden immer viele Spiele auf dem Feld statt. Wie Kaatsen.

Wir fünf nahmen oft an den Spielen während der Merke teil. Und weil wir sofort ein großes Team geworden sind, haben wir immer einige Preise gewonnen. Fast jedes Jahr gab es beim Kaatsen einen Kranz an der Hauswand für unsere Gewinne.

Leider ist die Messe nicht mehr so groß wie früher. Das Karussell, der Schießstand und das Seilziehzelt sind nicht mehr verfügbar. Stattdessen lassen die Dorfbewohner nun jedes Jahr eine große Hüpfburg mitbringen, auf der die Dorfkinder den ganzen Tag herumhüpfen können.

DIE NÄCHSTE GENERATION

Meine Brüder und ich schliefen meist auf dem großen, offenen Dachboden. Oft auch mit anwesenden Kindern aus dem Dorf. Manchmal habe ich auch mit einer Freundin im Boxbett geschlafen. Das war super spannend. Wir haben zunächst in Winsum viele Süßigkeiten gekauft, die wir dann im Kastenbett verspeist haben. Am nächsten Tag wachten wir umgeben von allerlei Zauberkugeln auf.

 

Als ich selbst Kinder hatte, war ich auch wochenlang in unserem Ferienhaus in Friesland. Unsere Kinder Mathijs und Rebecca sind genau wie ich aufgewachsen und haben ihre Ferien in Húns verbracht. Und so wurden der Spaß und die Abenteuer auf die nächste Generation übertragen.

Kinder auf Surfbrett im Bolswardertrekvaart
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